Unternehmen suchen und finden Fachkräfte in den Reihen der Älteren

Viele Stellengesuche sind nach wie vor so formuliert, dass sie sich mit enggesetzten Altersangaben – z.B. nicht älter als 30, 35 Jahre… – gezielt an eher jüngere Bewerber richten. Dass derartige Stellengesuche ggf. nicht mehr genügen, um die benötigten Fachkräfte zu finden und Unternehmen andere Wege beschreiten und Fachkräfte in den Reihen der Älteren suchen müssen, geht aus den folgenden Beispielen hervor. In einem Fall führte die innovative Formulierung eines Stellengesuches dazu, dass die gesuchten Fachkräfte unter den älteren Arbeitnehmern gefunden werden konnten. In einem anderen Fall wurden die Fachkräfte mit Unterstützung des Arbeitsamtes gesucht und für eine anforderungsgerechte Qualifizierung geworben. In dritten Fallbeispiel finden Unternehmen geeignete Fachkräfte über die Teilnahme an einem Projekt.

Beispiel Carl Zeiss Jena GmbH

Das Beispiel der Carl Zeiss Jena GmbH veranschaulicht,wie ein Unternehmen vor die Situation gestellt wird, die benötigten Fachkräftegezielt unter den älteren Arbeitnehmern zu suchen. Im konkreten Fall hieß das: die eigenen – kurz zuvor entlassenen – älteren Mitarbeiter mit Unterstützung des Arbeitsamtes zurück zu gewinnen und sie gemeinsam mit dem Arbeitsamt und einer Bildungseinrichtung in einer anforderungsorientierten Qualifizierung für die neuen Anforderungen der Arbeitsaufgaben vorzubereiten.

Beispiel Fahrion Engineering, Kornwestheim, Baden-Württemberg

Das Unternehmen befasst sich mit der Planung, Entwicklung und Konstruktion von Produkten und Produktionsanlagen bis hin zur Architektur und Infrastruktur. Auf der Suche nach neuen Fachkräften brachte eine geschaltete Anzeigenserie mit herkömmlichen Altersangaben keinen Erfolg. Bei 17 eingegangenenBewerbungen war keine dabei, die dem gesuchten Anforderungsprofil entsprach. Die Anzeige wurde neu geschaltet und mit einem Zusatz versehen: „Mit 45 zu alt – mit 55 überflüssig? Wir suchen Ingenieure, Techniker und Meister bis 65“. Die gezielte Ansprache von Älteren war so erfolgreich, dass nicht nur 500 Bewerbungen eingingen, sondern die Hälfte davon dem gesuchten Anforderungsprofil entsprach. Aufgrund der guten Qualifikationen wurden nicht, wie ursprünglich vorgesehen, vier, sondern 15 neue Mitarbeiter eingestellt.

Beispiel: Projekt "Senior-Manager für REFA-Unternehmensführung"

Eine weitere Möglichkeit für Unternehmen, qualifizierte Fachkräfte unter denÄlteren zu finden, ist die Teilnahme an einem Projekt. Das Projekt Senior-Manager für REFA-Unternehmensführung des REFA-Landesverbandes Berlin und Brandenburg ist ein mit öffentlichen Mitteln gefördertes Projekt. Ziel ist es, das Potenzial von älteren, im Zuge von Rationalisierungen arbeitslos gewordenen, Führungskräften neu für die Wirtschaft zu erschließen. Das Projekt wird seit 1995 durchgeführt. Die Anzahl der teilnehmenden, vorwiegend kleinen und mittleren, Firmen ist von 80 im Jahre 1998 auf 170 im Jahre 2002 angestiegen. Das zeigt, dass Unternehmen Bedarf an älteren Fachkräften haben. Die Führungskräfte können in einer einjährigen Weiterbildung z.B. die Qualifikationen „REFA- Prozessorganisator“ und „Qualitätsbeauftragter der DGQ“ (Deutsche Gesellschaft für Qualität) erwerben. Langjährige Berufs- und Lebenserfahrung kombiniert mit neuem Know-how, u.a. im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien, machen sie im Unternehmen breiteinsetzbar.

Weitere Informationen

Anschrift der Verfasserin:
Sibylle Adenauer
Institut für angewandte Arbeitswissenschaft e.V.
Marienburger Straße 7
50968 Köln
Telefon: 0221/934614-32
Telefax: 0221/934614-37
E-Mail: s.adenauer(at)m-e.org 

Den vollständigen Artikel finden Sie hier auch als PDF-Datei.

© Copyright 2018-2024 - Land Hessen